Narrenzunft Feuerbach e.V.
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Der Feuerbacher Bock

Der Feuerbacher Bock

Die Einzelfigur der Narrenzunft Feuerbach ist der „Geißbock“ der mit seinem langen Stecken wahre Bocksprünge macht. Die Bedeutung des Bockes wandelte sich vom Symbol der Fruchtbarkeit aus keltischer Zeit hin zum Laster der Unkeuschheit in der christlichen Sittenlehre.

Der Feuerbacher Bock:

 (Text : M. Paysan)

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Die herausragende Einzelfigur der NZF ist ein (Ziegen-) Bock. Es gibt mehrere Bedeutungsebenen des Themas ‘Bock‘ die bei der Schaffung der Figur 1995 eine Rolle spielten:

Auf mittelalterlichen Darstellungen sind Bockshörner, -bart, -hufe und -schwanz häufig Erkennungsmerkmale des Teufels. Beim Feuerbacher ‘Bock‘ handelt es sich allerdings nicht um eine Teufelsdarstellung. Feuerbach ist ein weitgehend evangelisch geprägter Ort und nach lutherischer Überzeugung hat Christus "der Höllen Gewalt zerstört und dem Teufel alle seine Macht genommen". Daher lehnt die protestantische Kirche Teufels- und Höllendarstellungen als gottlos ab.
 

Da sich die NZF aus evangelischen und katholischen Mitgliedern zusammensetzt, hat der Feuerbacher ‘Bock‘ eine "ökumenische" Bedeutung:

Sowohl in der katholischen als auch in der evangelischen Literatur über die menschlichen Untugenden wurde jedem der sieben Hauptlaster ein Tier zugeordnet (Metzger 1991: 119-121):

Hochmut = Pfau, Trägheit = Esel, Unkeuschheit / Wollust (lat. luxuria) = Bock, Neid = Hund, Freßsucht /Unmäßigkeit (lat. gula) = Schwein / Fuchs, Zorn = Löwe und Habsucht = Kröte.

Auf allegorischen Abbildungen wurde der Ziegenbock gelegentlich als Reittier der von ihrem Liebhaber begleiteten ‘Luxuria‘  (Unkeuschheit / Wollust) dargestellt. Auf weiteren Bildern steht er ohne menschliche Begleitung als Sinnbild der Unkeuschheit.
 

Die Wurzeln dieser durch das Christentum später negativ gedeuteten Aspekte des Bockes liegen sicherlich im griechischen Mythos, wo er als Reittier der Aphrodite, des Dionysos und des Pan die lebensnotwendigen natürlichen Zeugungskräfte verkörperte (Lexikon der Symbole 1972: S. 55-56). (Ein Aspekt, der angesichts der Bevölkerungsentwicklung in Deutschland durchaus wieder positive Bedeutung erlangen sollte).
 

Ein sehr schönes Beispiel für die vorchristliche Darstellung von Ziegenböcken sind die beiden holzgeschnitzten Böcke aus der keltischen Viereckschanze von Fellbach-Schmiden (Zu sehen sind sie in der Ausstellung zur Keltenzeit im Landesmuseum Württemberg im Alten Schloß in Stuttgart.) Sie wurden etwa um 127 v. Chr. aus Eichenholz geschnitzt und gehörten zu einer Figurengruppe, bei der zwei Böcke auf den Hinterbeinen aufgerichtet eine menschliche Figur flankierten (Tappert 2002). Dieses als ‘Herrin oder Herr der Tiere‘ gedeutete Motiv schmückt auch die Gürtelschließe am Wolfskehlen-Häs.
 

Die dunkel gefasste Maske mit weit ausladenden echten Ziegenbockshörnern zeigt einen weitgehend natürlich gestalteten Bockskopf. Sie wird ähnlich wie Kameruner Stülpmasken oben auf dem Kopf getragen, so dass der Träger unter dem Kinn des Bockes hindurchschaut.
 

Da die Augen von Ziegen seitlich am Kopf sitzen ist es bei einer anatomisch korrekten Ziegenmaske für den Träger unmöglich durch die Augen zu schauen, wenn die Maske wie häufig in der schwäbisch-alemannischen Fastnacht üblich vor dem Gesicht getragen wird.

Der Nacken der Maske und der Kopf des Trägers wird von einem Ziegenfell verhüllt, das auch den Rücken bedeckt. Das Fell stammt von einer Walliser Schwarzhals-Ziege, einer Gebirgsziegenrasse, die besonders langes seidiges Haar hat, das vom Kopf bis zur Mitte des Rückens schwarzbraun ist, während der hintere Bereich weiß leuchtet.
 

Wie bei den ‘Wolfskehlen‘ ist das Häs des ‘Bockes‘ mit Volants besetzt. Statt gelber Soffstreifen wechseln hier jedoch braune mit roten ab. Sein Gürtel ist jedoch statt der geschlossenen Rollen mit leichten offenen Geißenglöckchen besetzt.
 

In Anlehnung an die ausgerissenen Bäume als Attribut ‘wilder Leute‘ führt der ‘Bock‘ einen geschälten Haselnuss-Stecken mit sich, auf dem er wahre Bock-Sprünge vollführt. Mit einer Höhe von 2,70 m wirkt der Fohlenschweif am Ende des Stabes wie eine Signalfahne für die Wolfskehlen. Ähnlich wie die Rottweiler Federahannes mit ihren Kalbschwänzen an den Stangen neckt der Bock das Publikum in den hinteren Reihen oder an den Fenstern mit seinem Fohlenschweif.

 

Dunkelbraune Lederhandschuhe und schwarze Stiefel mit Rasseln aus Kameruner Lianenfrüchten vervollständigen das Häs.

 

Verwendete Literatur:

Lexikon der Symbole: Bilder und Zeichen der Christlichen Kunst, 2. Aufl. Eugen Diederichs Verlag, Düsseldorf Köln (1972): S. 55-56).

Mezger, Werner
Narrenidee und Fastnachtsbrauch: Studien zum Fortleben des Mittelalters in der europäischen Festkultur, Konstanzer Bibliothek Band 15, Universitäts-Verlag Konstanz, Konstanz (1991): S. 119-121

Tappert, Claudia M.A.

Die Keltische Viereckschanze von Fellbach-Schmiden Texte, Neue Folge 1, Württembergisches Landesmuseum, Stuttgart (2002)

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